Was Geschäftsreisende wollen – Interview mit Lars Eisenstein

Lars Eisenstein ist Direktor des Hotel Klee Berlin – Das WellnessCity Hotel. Als Quereinsteiger entwickelte er seine Leidenschaft für die Hotellerie und seine Gäste während seiner Ausbildung zum Bürokaufmann. Nach Stationen in England und Irland mit mehreren Hoteleröffnungen ist er seit 2009 in Berlin. Am 18. Januar eröffnete er das Hotel Klee nach dreijähriger Restaurationszeit. Inspiriert wurde das Design des Hotels durch die Werke des Malers Paul Klee. Durch die Mischung aus Business und Wellness ist das Hotel sowohl für Geschäftsreisende als auch für Touristen attraktiv.

Das Hotel Klee ist nicht das erste Hotel, bei dessen Eröffnung Sie mitgearbeitet haben. Was macht die Arbeit in einem brandneuen Hotel so spannend?

„Der erste Tag beginnt damit, dass wir in ein Büro ohne Möbel ziehen, nicht mal mit Fenstern zu diesem Zeitpunkt. Dann das Hotel wachsen zu sehen, in dem Hotel zu stehen und die Eröffnung zu feiern, das ist Wahnsinn. Bis dahin kommen jeden Tag irgendwelche Hiobsbotschaften: ‚Wir können nicht aufmachen, das wird nichts!‘ – und man schafft es trotzdem. Das ist ein wahnsinnig gutes Gefühl. Ein solcher Anfang birgt natürlich auch ein gewisses Risiko. Der Hotelmarkt in Berlin ist sehr groß, gut 800 Hotels, 120.000 Zimmer – und für dieses Jahr sind noch einmal 25 Hotels geplant. Das ist ein sehr hart umkämpfter Markt.“

Das Hotel Klee ist von den Werken des Malers Paul Klee inspiriert.

„Das Konzept Paul Klee hier im Hotel hat einen historischen Hintergrund. Es stammt von unserem Architekten, der ein riesiger Fan von Paul Klee ist. Er wollte sich sein eigenes kleines Reich bauen und hat dies hier im Hotel verwirklicht. In den 60er und 70er Jahren war das uns angeschlossene Café PauLily ein Treffpunkt der literarischen Szene (u.a. von Günter Grass, Max Halbe, Max Frisch). Das wollen wir wiederbeleben, diesen literarischen Teil im Restaurant. Wir werden dort monatlich Lesungen im Kaminzimmer veranstalten.“

Was macht für Sie den typischen Geschäftsreisenden aus?

„In Berlin kann man oft nicht unbedingt sagen: ‚Das ist ein reines Businesshotel oder ein reines Leisurehotel.‘ Unter der Woche kommen im Normalfall etwa 60% Geschäftsreisende und 40% Touristen, am Wochenende ist es umgekehrt: Vier von zehn Gästen sind Geschäftsreisende, sechs sind zum Vergnügen hier. Geschäftsreisende brauchen vor allem ein funktionelles Zimmer, sie sind ja im Schnitt auch nur 2,6 Nächte bei uns und bringen nicht viel Freizeit mit. Sie brauchen nicht viel Plüsch und Rüschen im Zimmer, sondern einen ordentlichen Tisch, an dem sie arbeiten können. Geschäftsreisende brauchen Fächer, wo sie ihre Sachen ordentlich ablegen können. Frühstück und inzwischen logischerweise WLAN werden gewünscht. Aber das Wichtigste von allem: Eine ordentliche Matratze. Das Frühstück kann so toll sein, wie es will, das WLAN kann so schnell sein, wie es will – wenn der Gast eine schlechte Nacht hatte, werden wir am nächsten Tag davon erfahren. Und er wird nicht wiederkommen. Daher wechseln wir unsere Matratzen auch regelmäßig, um zu verhindern, dass sie durchliegen.“

„Geschäftsreisende nutzen aus Zeitgründen auch unser Spa-Angebot nicht. Es gibt zwar den einen oder anderen, der morgens auf das Laufband steigt oder auf die Kraftmaschine geht, aber eine normale Spa-Anwendung nutzen die Geschäftsreisenden im Normalfall nicht. Das ist dann wirklich nur für Leisurereisende.“

„Geschäftsreisende bringen auch wenig Zeit mit für unser Restaurant mit, sei es Mittagessen oder sei es Abendessen. Der typische Business-Gast möchte ganz einfach schnell einen Happen essen und sich wieder auf sein Zimmer oder in die Lobby setzen, um noch ein paar E-Mails abzuarbeiten. Trotzdem ist unser PauLily zum Mittag immer gut besucht, nicht unbedingt von Hotelgästen, sondern von Gästen von außerhalb, die für einen kurzen Businesslunch reinkommen.“

Gute Lage wird in vielen Studien als Nummer-Eins-Buchungsgrund für Businesshotels bewertet.

„Die Lage des Hotels steht auf der Prioritätsliste beim Buchen auf jeden Fall mit ganz oben, sie ist teilweise wichtiger als der Preis. A-Lage ist in Berlin-Mitte am Alexanderplatz und Berliner Zoo. Aber viele Geschäftsreisende reisen mit dem Auto an und suchen deswegen lieber den kurzen Weg von der Autobahn aus zum Hotel.“

Der Trend bei Geschäftsreisen geht zur Kostenreduktion. Ist das für Sie spürbar?

„Die Gäste haben nicht mehr so viel lockeres Geld, um vielleicht mal ein Upgrade zu buchen. Ganz wichtig ist, dass der Gast bei einem höheren Preis auch einen klaren Mehrwert erfährt. Aber der Berliner Hotelmarkt ist schon sehr, sehr preiswert. Das ist nicht mit Paris zu vergleichen, wo die Hotels teilweise €700,- pro Nacht als Durchschnittsrate haben oder London, die bei £500,- pro Nacht in der Durchschnittsrate liegen. So was wird in Berlin nicht passieren, dafür gibt es einfach ein Überangebot an Hotels. Und da ist auch vorläufig kein Ende in Sicht. Die Preise hier sind schon sehr knapp kalkuliert. Zu Messen merkt man den Trend dann aber doch. Viele Gäste kommen zur Messe, reisen morgens an, reisen abends wieder ab. Inzwischen hat diese Entwicklung leider auch die ITB erreicht, die eigentlich noch eine sehr starke Messe ist, aber auch da ist der Trend inzwischen, dass Gäste zwei Nächte bleiben und dann wieder abreisen, statt die vollen fünf Tage mitzunehmen. Aus Kostengründen, da wird gespart.“

Worauf achten Sie selbst, wenn Sie eine Reise buchen?

„Wenn ich für mich selbst ein Hotel buche, dann achte ich als erstes auf die Lage. Wenn mir die Lage gefällt, gucke ich nach Gästebewertungen. Gästebewertungen kommen immer mehr in den Vordergrund, Seiten wie TripAdvisor gewinnen immer mehr an Popularität. Denn: Alle Fotos auf einer Hotel-Webseite, alle Texte kann man wunderschön gestalten, wie es dann in Wirklichkeit aussieht ist immer noch eine zweite Frage. Und dafür sind solche Bewertungsportale sehr gut. Da kann ich sehen: Was erwartet mich? Was bedeutet es, wenn im Hotelbericht steht: Strandlage? Das kann alles heißen! Das einzige, worauf man dann da achten muss: Wer hat die Bewertung geschrieben? Ein chinesischer Geschäftsreisender hat ganz andere Ansprüche als ein amerikanischer Geschäftsreisender oder ein deutscher Geschäftsreisender. Die können für das gleiche Frühstücksbuffet drei verschiedene Bewertungen abgeben. Das spielt da auf jeden Fall eine Rolle. Darauf achte ich, wenn ich buche, und darauf achte ich auch hier im Hotel: Dass wir ehrliche Bewertungen bekommen. Wenn es möglich ist, versuchen wir auch, Kontakt mit unzufriedenen Gästen aufzunehmen. Ich gebe auch selbst immer Bewertungen im Hotel ab. Als ich kürzlich in den Staaten war, hatte das Hotel direkt eine Voicemail für Feedback eingerichtet, da konnte man direkt seinen Kommentar hinterlassen. Das war eine gute Idee. Ein anderes Hotel dort hatte an der Rezeption in einer Ecke ein Tablet eingerichtet, wo man direkt die Bewertung eingeben kann. So spart man Zeit, dass ist auch ganz nach dem